«Ich habe meinen Kindern nie gesagt, was mein Beruf ist. Ich wollte nicht, dass sie sich wegen mir schämen. Als meine jüngste Tochter mich fragte, was ich mache, sagte ich ihr zögerlich, dass ich Arbeiter sei.
Bevor ich jeden Tag nach Hause ging, pflegte ich mich in öffentlichen Toiletten zu waschen, damit sie keinen Hinweis auf meine Arbeit bekamen. Ich wollte meine Töchter zur Schule schicken, sie ausbilden. Ich wollte, dass sie mit Würde vor den Menschen stehen. Ich wollte nie, dass jemand auf sie herabschaut, so wie es jeder bei mir tat.
Die Leute haben mich immer gedemütigt. Ich habe jeden Cent meines Verdienstes für die Ausbildung meiner Töchter investiert. Ich habe nie ein neues Hemd gekauft, stattdessen habe ich das Geld für den Kauf von Büchern für sie verwendet. Respekt ist alles, was ich von ihnen wollte. Ich war ein Reiniger.
Am Tag vor dem letzten Anmeldetermin für das College meiner Tochter konnte ich die Anmeldegebühr nicht aufbringen. Ich konnte an diesem Tag nicht arbeiten. Ich saß neben dem Müll, und versuchte meine Tränen zu verbergen. Alle meine Kollegen sahen mich an, aber niemand kam, um mit mir zu sprechen. Ich hatte versagt und fühlte mich gebrochen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich meiner Tochter gegenübertreten sollte, die mich nach den Anmeldegebühren fragen würde, sobald ich nach Hause kam. Ich wurde arm geboren. Ich glaubte, einem Armen könne nichts Gutes widerfahren.
Nach der Arbeit kamen alle Reiniger zu mir, setzten sich neben mich und fragten, ob ich sie als Brüder betrachtete. Bevor ich antworten konnte, gaben sie mir jeweils ihr Einkommen für einen Tag. Als ich versuchte, sie alle abzuweisen, konfrontierten sie mich damit, indem sie sagten: ‘Wir werden heute hungern, wenn nötig, aber unsere Tochter muss aufs College gehen.’ Ich konnte ihnen nicht antworten. An diesem Tag habe ich mich nicht geduscht; ich bin wie ein Reiniger nach Hause gegangen.
Meine älteste Tochter wird ihr Studium bald beenden. Keine von ihnen lässt mich noch arbeiten. Meine älteste Tochter hat einen Teilzeitjob und die anderen drei geben Nachhilfe. Oft bringt mich meine älteste Tochter an meinen Arbeitsplatz.
Sie füttert alle meine Kollegen zusammen mit mir. Sie lachen und fragen sie, warum sie sie so oft füttert. Meine Tochter sagte ihnen: ‘Ihr habt alle für mich gehungert, damit ich werde, was ich heute bin, betet für mich, dass ich euch alle jeden Tag füttern kann.’ Heutzutage fühle ich mich nicht mehr wie ein armer Mann. Wer solche Kinder hat, wie kann er arm sein?» — Idris
Die Geschichte dieses Vaters und seiner bedingungslosen Liebe zu seinen Töchtern wurde vom bangladeschischen Journalisten GMB Akash auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Seit der Veröffentlichung am 6. Mai 2017 hat der Beitrag Tausende von Reaktionen und Weiterleitungen erhalten.
GMB Akash hat Geschichten mehrerer Menschen auf seiner Facebook-Seite geteilt. «Der beste Teil daran, Fotograf zu sein, ist, dass ich die Erfahrungen der Stimmlosen artikulieren kann und ihre Identitäten in den Vordergrund bringe, was meinem eigenen Leben Sinn und Zweck gibt», sagt er auf Facebook. Gemäß seiner Facebook-Biografie hat er über 100 internationale Auszeichnungen erhalten und seine Arbeit wurde in vielen internationalen Publikationen wie National Geographic, Time, The Guardian und mehr vorgestellt.