Eines Tages bemerkte ich ein Mädchen. Klein, etwa zehn Jahre alt, nicht älter. Sie kam jeden Tag ungefähr zur gleichen Zeit – direkt nach dem Mittagessen in der Schule, wenn man vom Schuluniformen ausging. Sie setzte sich auf eine Bank in der Nähe, holte ihren Rucksack heraus, legte ihn neben sich… und schlief in ein paar Minuten direkt sitzend ein. Nicht liegend, nicht zugedeckt, sondern einfach – so wie sie war, mit geradem Rücken und geschlossenen Augen.

Sie schlief etwa zehn bis fünfzehn Minuten, stand dann auf, nahm ihren Rucksack und verschwand. Das wiederholte sich jeden Tag. Zierlich, mit fest geflochtenen Zöpfen, immer in sauberer Kleidung. Kein Handy, kein Spielzeug – sie kam einfach und schlief. Ich mischte mich nicht ein, aber mit jedem Tag fühlte ich mehr Besorgnis. Etwas daran war seltsam.
Eines Tages hielt ich es nicht mehr aus und entschied mich, mit dem Mädchen zu sprechen. Und ich erfuhr etwas sehr Beängstigendes über sie 😨😲 Fortsetzung 👇👇
Ich ging vorsichtig hin, als sie schon wach war, und fragte leise:

— Entschuldigung, stört es dich, wenn ich etwas frage? Warum schläfst du jeden Tag hier? Kannst du nicht zu Hause schlafen?
Sie sah mich ruhig an, wie ein Erwachsener, und nach einer kurzen Pause sagte sie leise:
— Vor kurzem ist meine Schwester geboren worden. Mama ist sehr müde. Papa ist nicht da. Sie schläft fast nicht. Ich versuche zu helfen. Wenn meine Schwester nachts weint, stehe ich auf, nehme sie in den Arm, wiege sie, damit Mama wenigstens ein bisschen schlafen kann. Morgens Schule, dann Hausaufgaben, dann muss ich noch im Haushalt helfen. Ich möchte nicht, dass Mama weiß, dass ich müde bin. Hier kann ich ein bisschen schlafen. Niemand sieht es.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ein Kloß im Hals, Gänsehaut. Dieses Mädchen – einfach ein Kind – trug eine Last, die nicht jeder Erwachsene ertragen würde. Und dabei keine Klagen, kein Tropfen Mitleid für sich selbst – nur Sorge um die Mutter.
Seitdem bringe ich ihr heißen Kakao und ein Brötchen. Wir sprechen nicht darüber. Wir sitzen einfach zusammen auf der Bank. Und dann gehen wir weiter.
Es stellt sich heraus, dass manchmal die stärksten Menschen – die kleinsten sind.
